Sonntag, 11. September 2016

Tag 8 - Nachtrag

Während der ganzen Tour sind wir nur sehr wenigen anderen Bikern begegnet. Mag sein, wir waren oft in für Biker sehr untypischen Gelände unterwegs (Einspruch von Tobi: das Gelände ist sehr gut für Biker geeignet!), doch das Wetter und das Naturerlebnis hätte eine größere Menge an Gleichgesinnten erwarten lassen. Vorgestern Abend, beim GuteNachtBierchen auf der Terasse des AlteAlpi lernten wir dann doch vier Biker, die auf ähnlicher Route unterwegs waren, kennen. Es handelte sich um vier Österreicher, die schon seit Jahren regelmäßig durch die Berge touren. Als wir also gestern Abend gemütlich im Liegestuhl vor unserer "FirstClass"-Unterkunft dem Reha-Etappen-Abschluß frönen, fällt eben jenes Öschigeschwader über uns her. Nein, im Erst, eine nette Truppe, mit denen wir gerne unser Mehrgängemenue geteilt haben.
Das Frühstück fällt schon fast erwartungsgemäß ähnlich üppig und qualitativ hervorragend aus, wie das Abendessen.
 Unsere Öschiabteilung ist beim Aufbruch schneller und startet den Aufstieg zum Col d'Esischie mit 10 miütigem Vorsprung, eine Lücke, die wir bereits beim ersten Zwischenstop zugefahren haben.
 Am Col angekommen befühlen wir Pilgerern gleich mit Ehrfurcht das Denkmal Fausto Coppis. In Radsportkreisen hat Coppi bereits Heiligenstatus erreicht...
Es folgt der nächste Pass, der Col del Vallonetto, nur wenige 100 Meter weiter. Uns wird klar,das wird eine wahre Col-Orgie. Beinahe in Sichtweite folgt der nächste Pass. Den Colle Fauniera ziert das Denkmal eines weiteren großen italienischen Radfahrers: Marco Pantani, der den Giro und die Tour de France in einem Jahr gewann.
 Der Col Valcavera, der nächste Kurzstop wird zur Verabschiedung unserer österreichischen Begleiter genutz. Tobi hat nähmlich eine Alternativroute erspäht - Die Ösis bleiben auf dem Wirtschaftsweg.
 Am nächsten Col, dem Col Margherina verabschieden wir uns ein zweites Mal - wir waren trotz Abstecher genau so schnell wie die Ösis. Dem Höhenweg folgend erreichen wir den Col Cologna. Kilometerlang führt uns die rauhe Schotterpiste zwischen 2400 und 2300 Metern an den Bergflanken entlang, die Aussicht, atemberaubend!
 Ein Pass fehlt noch, und anders als die meisten von heute will dieser erarbeitet werden. An einer Hütte vorbei führt der Weg anfangs über Wiesen mit weißen Kühen, später folgen wieder Geröllfelder.
 Und schließlich das furiose Finale zum Pass, ein in die Steilwand gehauener Weg...
 
Der letzte Pass, nicht nur für heute, die Tour neigt sich dem Ende, ist der Passo di Rocca Brancia mit 2620 Metern.
 Überflüssig zu erwähnen, dass die Abfahrt wieder durchgehend fahrbar und furchtbar spannend ist. Erschwert wird der Spaß durch loses Geröll, das alle Konzentration fordert. Bei einer steilen Querpassage passiert es dann. Die Erschöpfung fordert ihren Tribut. Ein beherzter Sprung über den Lenker und, dank gutem Schuhwerk, rutschend, rennend, und schliddernd ohne Sturz und ohne Rad vorsichtig abbremsen. Jetzt geht es deutlich respektvoller weiter, ich bin gewarnt!
 Um Bremsen und Finger abkühlen zu lassen, werden jetzt regelmäßig Pausen eingebaut...

 Die Straße ist bereits in Sicht als ein letzter sehr steiler Wald- und Buschtrail unsere Aufmerksamkeit fordert. Wildwechsel und Kuhpfade lassen uns den richtigen Trail verlieren. Plötzlich stehen wir auf einer Wiese ohne "Ausgang". Kein Problem, wir kurven ein bisschen zwischen den Büschen talwärts dann noch einen Abhang und die Straße ist erreicht . Tobi fragt mich, ob ich meine Bremse überhaupt benutzt habe, denn an meinem Bremsgriff hängen Spinnweben und ... eine Spinne, riesig.
 Wir überqueren die Straße und fahren auf einem Wirtschaftsweg ... bergauf, was sonst, nuf un nunner! Alternativ wäre die Straße gewesen mit Tunnel und Verkehr, also, keine Alternative. Jede Steigung hat ein Ende, wir passieren ein Waldheim ind stürzen uns in einen Spitzkehrentrail. Tobi nimmt das wörtlich und wälzt sich kurze Zeit später in einem Oreganobusch. Die Zeichen sind klar: Unsere Speicher sind leer. Wenn wir jetzt weiterfahren müssten, wäre eine deutliche Änderung der Fahrweise nötig. Daß wir heute abbrechen, ist ... WARG!
Im nächsten Ort finden wir eine kleine Trattoria, die uns "nur" ein paar Gnocchi mit Fleischsauce anbieten kann... WARG! Dass vor der Weiterfahrt noch 2 (!) Reifen geflickt werden müssen, nehmen wir stoisch. Ein letzter Aufstieg, dann der Abspann nach Sambuco, Geli, unser Taxi, wartet schon...