Samstag, 3. September 2016

Tag 5 - Nachtrag

Dar Tag beginnt verheißungsvoll. Eine Hochnebelbank bietet der Sonne Paroli, doch wir lassen uns nicht bremsen, überqueren den nahen Bachlauf um auf der der Straße gegenüberliegenden Seite einem Wanderweg zu folgen, WARG! Der Erbauer dieses Wanderweges war zumindest bikeaffin. Als wir später zum Col auf einer landschaftlich reizvollen Passstraße hochkurbeln - die Nebelbank gibt endgültig auf und macht der Sonne Platz - sind wir immernoch fasziniert vom morgendlichen Entré auf einem flowigen, flüssigen, immer wieder abwechslungsreichen und vor allem, perfekt in das Terrain hineingebauten Trail, der uns an einem Wehr wie selbstverständlich an die Passstraße übergibt.
Kaum haben wir den Col de L'échelle erreicht, gehts schon wieder runter von der Straße. Das "dupdupdup" unserer Räder auf dem festen Waldboden und die Einsamkeit hier oben schaffen eine besondere Atmosphäre, die uns wortkark über den Trail rollen lässt. Wieder auf der Straße - nur für ein paar hundert Meter - finden wir auch unsere Sprache wieder. "Ich will mehr davon!" ist unsere einhellige Meinung. Nichts leichter als das,- runter von der Staße und auf der anderen Talseite über den Wanderweg, ein Traum. Das Thema Frühstück holt uns ein; wieder gabs nur süß. Doch wir finden keinen Laden. Die Ortschaften hier oben sind zu klein. Ein kurzer Kaffee, gut, aber keine Salami, und für Mittagessen ist es noch zu früh. Also weiter im Programm... Hoch oben protzt eine riesige Festung, die zu Briançon gehört. Hoffendlich gibt's hier was zu essen. Der Ort ist riesig, im Vergleich, und als wir ihn wieder verlassen, bergauf versteht sich - der nächste Pass ruft - , haben wir zwei Pizzen und einen Fruchtwrap im Gepäck. Bei nächster Gelegenheit wird gevespert. Der beste Wrap aller Zeiten, mit Melone und Schinken, Pfeffer und ???, lecker! Was jetzt folgt ist nur mit einem Wort zu beschreiben: brutal! Wir fahren nicht die stark befahrene Passstraße, den berühmten Col d'Izoard, sondern eine alte Militärstraße. 1000 Höhenmeter in Gluthitze, etliche Kehren und Rampen, immer weniger Schatten, kein laues Lüftchen - die zwei Liter Wasser sind schnell verbraucht und keine Quelle in Sicht - erst kurz unterhalb der Bergstation, dem Fort du Gondran, dann endlich eine Quelle!
Wir sind ziehmlich fertig, aber, das ist klar, das war's noch nicht... Die Abfahrt mit einem kurzen Abstecher zum Lac noir ist gewohnt spannend und fordert unsere Aufmerksamkeit, meine Speicher sind leer... 
Über eine Stichstraße und mit kurzem Trink/Kaffee-Stop erreichen wir Les Fonts, einen kleinen Ort. Von hier an wird's wieder zäh, nochmal gut 600 Hm schieben, tragen und ein bisschen fahren zum Col de Péas. Ich bin fertig!
Als sich der Weg bei der Abfahrt verzweigt - der Trail führt wieder aufwärts, ein Witschaftsweg ins Tal - entscheiden wir uns für die uncoole Wirtschaftswegvariante. Doch so uncool ist sie garnicht, mündet sie doch in einem, diesmal bestimmt von einem Biker angelegten, Trailfeuerwerk, das uns schließlich in Queyras wieder auf die Straße spült. Von hieraus rollen wir mit letzter Kraft zum Hotel Guilazur, Duschen, Essen, Waschen, Bett! Die Daten: 81 km und 2700 hm, die Königsetappe!