Freitag, 2. September 2016

Tag 2 - Nachtrag


Wenn man eine Unternehmung,wie einen Alpencross, ins Auge fasst, tut man dies aus vielerlei Gründen. Bei mir war es die körperliche Herausforderung und das Naturerlebnis. Als wir am zweiten Tag in den Sattel steigen, ist die Spannung groß. Ich kenne das Programm von heute, teilweise, ich bin nämlich vor drei Jahren um das Montblancmassiv geradelt. Dem damals schlechten Wetter war es allerdings zu verdanken, dass ich den Abschnitt LaFouly - Refugio Elena damals nicht gefahren bin. Im Nachhinein muß ich zugeben, die Abfahrt vom Col de Ferret sollte man nicht bei Regen fahren. Bei Sonnenschein, trocken, herrlich, erfüllt sie den ersten meiner beiden Gründe für einen Alpencross. Sie ist nämlich eine technisch sehr anspruchsvolle und ausgesetzte Abfahrt, die auch prompt ihren Tribut fordert. Durch "Biofading" geschwächt und durch diese querstehenden Schieferplatten behindert überlegt sich mein Hinterrad, die Führung zu übernehmen, und das durch ein Überholmanöver überkopf. Außer Schrammen nichts gewesen... Der Tricky-Teil geht über in einen flowigen Trail, ich denk an nichts Böses,...,Durchschlag, "Snakebite"! Doch vor dieser Kulisse, bei diesem Wetter, mit diesem Partner ist das alles nur die Würze zu einem gelungenem Trailmenue.
 
 
 
Die weitere Abfahrt nach Courmayeur ist unspektakulär, ein kurzer Cafe-Stop und dann geht's wieder aufwärts. Da ich diesen Teil ja kenne, bin ich überrascht, als Toby eine steile Rampe ansteuert. Ich folge, zögernd, ein letztes Mal zögernd. Die von ihm gewählte neue Variante kostet uns nur 100 Höhenmeter, sie führt aber abseits des Touriverkehrs über Wirtschaftswege direkt zum eigentlichen Aufstieg, sehr zu empfehlen! Inzwischen ist es 2 Uhr und mein Magen meldet "empty".
 
 
Wir erreichen die Hocheben, ein Moor, das durch die natürliche Staumauer der Gletschermuräne des Maigue Gletschers entstand. Von hier kann man den Montblanc sehen, ich bin kurz in Andacht erstarrt. Das Refugio Elisabetta ist in Sicht, uns trennen "nur" knapp 200 Höhenmeter...
Ich entscheiden mich die steile Grobschotterrampe kraftschonend hinaufzuschieben, während sich Tobi (der Held) ein Rennen mit einem Elektrobiker liefert - und gewinnt! Als wir schließlich unser Mittagessen (um 15 Uhr!) erreichen ist wieder der erste Teil meiner Gründe für einen Alpencross erfüllt. Beim Essen habe ich Gänsehaut, ob's an der Qualität des Essens oder schlicht an meinem Hunger liegt, weiß ich nicht, wahrscheinlich an beidem... Die restlichen 400 Höhenmeter bis zum Col de la Seigne sind jetzt ein Klacks.
Die Abfahrt ist, schlicht, geil!

Wenn auch das erste Radler (Panaché), das wir bei underer Ankunft im de la Nova bestellen, recht teuer ist, es ist auch eines der besten, das ich je getrunken habe. Auch hier liegt es vermutlich, wie beim Mittagessen, an beidem.